Schauspieler

Klaus Maria Brandauer

 

Peer-Gynt 

Edvard Grieg (1843–1907)
Henrik Ibsen (1828 – 1906)

 
MUSIK: 
Edvard Grieg Theatermusik zu Peer- Gynt

TEXT : 
Henrik Ibsen mit ergänzenden Texten ausgesucht von Klaus Maria Brandauer


BESETZUNG: 
Klaus Maria Brandauer, Sprecher 
2 Schauspieler + 3 Schauspielerinnen (in Absprache mit Klaus Maria Brandauer)
1? Sänger
Musikalische Leitung (nach Möglichkeit Thomas Hengelbrock,)
Chor
Orchester

 

„Peer Gynt" wurde eigentlich nicht für die Bühne geschrieben: „Kann man auf der Bühne einen Mann darstellen, der mit einem Schmelzlöffel herumläuft?", fragte Henrik Ibsen. Später hatte Ibsen sich jedoch anders überlegt und fragte Edvard Grieg, ob er die passende Musik dazu komponieren wolle. Die Premiere des Theaterstücks - mit Griegs Musik – fand 1886 in Kopenhagen statt.
 


Fort aus seiner kleinen, engen Existenz versteigt sich Peer in Fantasien von Wagemut und Größe. Peer raubt die Tochter des reichsten Bauern von ihrer Hochzeit, lässt sie dann aber gleich wieder stehen, weil er sich in das Mädchen Solveig verliebt. Er wird aus dem Dorf getrieben, muss fliehen und gerät dabei unter die Trolle, landet in einem Kairoer Irrenhaus, wird in Amerika ein berühmter Reeder, Sklavenhändler und Pelztierjäger … Die ganze Welt durchirrend, findet er nur eines nicht: sich selbst. Als alter Mann erst kehrt er in seine Heimat zurück und erkennt, dass er wie eine Zwiebel gewesen ist, die zwar viele Hüllen hat, aber keinen Kern. 
Ibsens Drama um den willensschwachen Egoisten und Fantasten Peer Gynt, der in seiner Lebensgier vieles anpackt, aber nichts vollendet, wird auch als „Faust des Nordens“ bezeichnet.

Die meisten Theaterkomponisten wussten um den reinen Gebrauchswert ihrer Stücke und dachten nicht an ein Fortleben in der Nachbarschaft von Sinfonien und Konzerten. Zu den Ausnahmen zählt Edvard Griegs Peer Gynt, doch erhebt sich selbst da die skeptische Frage, wie viele der 26 Musiknummern als bekannt gelten dürfen. Ins Konzertrepertoire gingen doch nur die beiden später sortierten, vom literarischen Ursprung gelösten Orchestersuiten ein. Man freut sich also auf Schlager wie «In der Halle des Bergköniqs» - doch wer kennt die Springtänze und Illustrationsstücke, die ebenfalls Teil der Komposition sind? Aufführungen von Ibsens Drama in Verbindung mit Griegs Musik sind nunmehr seltene Glücksfälle, und selbst die Suiten wanderten aus dem Abonnement¬ ins Mittagskonzertrepertoire ab, was ihrem Renommee nicht bekam. Bei diesem Konzertabend bietet sich nun die seltene Gelegenheit, eine speziell komprimierte Konzertfassung zu erleben, die beide Künste ineinander verschränkt und nicht die Abfolge von 
Einzelnummern betont. 


Ibsen dachte zunächst, in der Erstfassung von 1867, an den Leser, nicht die Bühne und bezeichnete Peer Gynt als «dramatisches Gedicht» in der Nachfolge von Byrons Manfred. Sieben Jahre später beschloss er, das Werk fürs Theater umzugestalten. In diesem Zusammenhang wandte er sich an Grieg und lud ihn ein, eine umfangreiche Partitur beizusteuern. Doch was als glückhafte Konstellation erscheint, war in Wirklichkeit eine ernüchternde Begegnung zweier Naturen mit unterschiedlichen Visionen. Ibsen, ein in sich gekehrter, allem und jedem gegenüber reservierter Mann, hatte genaue Vorstellungen von der Musik. Grieg wiederum bekannte später, die Arbeit zunächst nicht als Prestigeprojekt, sondern als Sanierungsgrundlage für seine prekäre Finanzsituation angesehen zu haben. Grieg betont - in der vollständigen Fassung der Schauspielmusik - die norwegischen Farben des Dramas, lässt Springtänze aufführen, wählt unabgegriffene Klangkombinationen für die Fantasiegestalten, rahmt Peers Weltreise mit Klängen ein, die man aus exotischen Opern des 19. Jahrhunderts kennt. Vor allem aber schreibt er herzzerreißende Elegien für die unter Peers Selbstherrlichkeit leidenden Frauenfiguren: aufbegehrend «lnqrids Klage», introvertiert «Solvejgs Lied», resigniert Mutter «Ases Tod». Dazu kommen als berühmte Stimmungsbilder die triumphal erlebte «Morgenstimmung» und die sturmumtoste Heimkehr Peers zu Beginn des letzten Aktes.
 

 
Foto: ©ROH 2015. Photographed by Andrej Uspenski

Foto: ©ROH 2015. Photographed by Andrej Uspenski

 
 

Pressestimmen:

“Wenn Brandauer am Schluss einen gebrochenen Peer Gynt gab, der erkannt hat, dass er sich selbst der Teufel gewesen ist, dann bekam Ibsens abwechslungsreiches, in seiner Entwicklung keineswegs logisches Stück eine Schlüssigkeit, die schaudern machte.”
Stuttgarter Zeitung

“Und Klaus Maria Brandauer rezitiert den verrückten Aussenseiter aus dem Norden - halb Faust, halb Münchhausen - mit bedrückender Intensität.”
Salzburger Nachrichten